Botschaft der EZLN an die Gesprächsrunde
"Arbeiter und Zapatismo". 28. November
2003. Das
Zapatistische Intergalaktische Fernsehsystem präsentiert Comandante Felipe
mit dem Beitrag der EZLN zur Gesprächsrunde "Arbeiter und
Zapatismo". Guten Tag,
Guten Nachmittag und Guten Abend. Es spricht Comandante Felipe, dies ist der
Beitrag des Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees - Generalkommando
der EZLN zur Gesprächsrunde "Arbeiter und Zapatismus". Brüder,
Schwestern, Arbeiter und Arbeiterinnen. Vor Beginn
meiner Ansprache, möchte ich im Namen meiner Compañeros einen brüderlichen
Gruß an Sie richten. In dieser
Stunde möchte ich zu Ihnen als Bruder sprechen: Wir wissen,
dass Sie als Arbeiter und Arbeiterinnen ein sehr wichtiger Sektor im Leben
unseres Landes, das heißt Mexikos, sind; denn ohne die Arbeiter und
Arbeiterinnen arbeitet, baut und produziert niemand etwas, nicht einmal die
Maschinen in den Fabriken der reichen Mexikaner und Ausländer. Denn eins ist
klar, nämlich dass die Maschinen in den Fabriken immer von den Arbeitern und
Arbeiterinnen angetrieben werden, um die industriellen Produkte herzustellen.
Ohne Ihre Arbeitskraft, gibt es keine industrielle Produktion und keinen
Wohlstand für die Reichen. Um mehr
Reichtum für einige wenige Personen herauszuholen, muss die Arbeitskraft des
Arbeitersektors, das heißt der Sektor, von dem hier die Rede ist, als Teil
der Produktionsmittel gehandhabt werden, um den Reichtum, die Macht und das
Geld für die Reichen voranzutreiben. Damit Sie als
Arbeiter und Bergleute den Reichtum produzieren, werden Sie von den Aufsehern
in den Fabriken und Minen angeherrscht, überwacht, misshandelt, und es gibt
keine guten Arbeitsbedingungen. Deshalb sind aufgrund der schlechten
Arbeitsbedingungen schon viele Arbeiter und Arbeiterinnen in den Fabriken und
Minen gestorben. Ihnen und uns
ist klar, dass die Chefs und Eigentümer der Fabriken und Minen die
Arbeitskraft ihrer Arbeiter und Arbeiterinnen ausbeuten müssen, um mehr
Gewinn herauszuschlagen; die ganze Welt weiß das. Die Arbeitskraft der
Arbeiter und Arbeiterinnen wird immer ausgebeutet von den Chefs, von den
Fabrikeigentümern, das weiß jeder. Sie und wir
wissen, dass die Chefs keine gerechten Löhne zahlen, von denen Sie mit Ihren
Familien besser leben könnten. Sie erhalten einen ungerechten Lohn, der nicht
einmal ausreicht um das Lebensnotwendige für die Familie zu kaufen, schon gar
nicht für die ärztliche Versorgung und Schulbildung Ihrer Kinder; aus diesem
Grund müssen viele Kinder, Söhne und Töchter der Arbeiter und Arbeiterinnen,
deren Mütter und Väter in den Fabriken arbeiten, Chicle (= kleine bunte
Kaugummis – Anmerkung der homepage-Redaktion) auf den Strassen verkaufen, um
sich jeden Tag ein paar Tortillas zum Essen kaufen zu können. Diese Lage der
Arbeiter mit Kindern ist sehr traurig, wenn man die Situation der Arbeiter in
den Städten kennt. Diese
ungerechte Lage der Arbeiter und Arbeiterinnen gleicht der Lage der
Campesinos: wir, die zwei Sektoren der Arbeiter und Produzenten, sind die
Ärmsten und unsere Arbeitskraft wird am meisten ausgebeutet; wir sind Teil
der Produktionsmittel der Reichen, aus diesem Grund kämpft die EZLN dafür,
dass es Arbeit für alle Arbeiter und Arbeiterinnen in den Städten und auf den
Feldern gibt; denn unser Ziel ist es, Arbeit für alle zu erwirken, damit es
keine Arbeitslosigkeit mehr gibt, damit keine Leute mehr auf der Strasse
sitzen, weil sie keine Arbeit haben, um ihre Bedürfnisse zu stillen. Aber für
diese Arbeit sollen Arbeiter ein besseres Gehalt erhalten und gerechte Preise
für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Unser Ziel ist es, die Lage der Arbeiter
und Campesinos (= Bäuerinnen und Bauern – Anmerkung der homepage-Redaktion)
zu verändern, das heißt wir möchten eine gute ärztliche Versorgung, eine gute
Ernährung, eine gute Schulbildung und das alles. Die dreizehn Forderungen
(von 1994, vom Beginn des Aufstandes – Anmerkung der homepage-Redaktion). Eines Tages
werden wir das haben, das heißt, es wird Veränderung geben. Die Lage der
Arbeiter und Campesinos wird sich ändern, wenn wir die Erfüllung dieser
Forderungen der EZLN durchsetzen können. Diese
Veränderung kann nur erzielt werden, wenn Sie sich organisieren und wirklich
kämpfen für unsere Kinder und Kindeskinder. Auch wenn es uns viel kosten
wird, ist dies der einzige Weg, um Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit für
alle zu erreichen. Wir, die
zapatistischen Indígenas, haben uns entschlossen, bereit zu sein, zu kämpfen,
denn wir haben das verstanden, aber mit dem Verstehen allein ist es noch
nicht getan. Denn auch wenn wir viel darüber wissen, wie sie uns ausbeuten,
das heißt, wenn viel darüber geredet wird, aber nichts getan wird, werden wir
darüber nur diskutieren können und Bescheid wissen, aber damit alleine werden
wir nichts für unsere Völker, für unsere Söhne und Töchter, für unsere
Enkelkinder erreichen. Wir können ein gerechteres und würdigeres Leben für
alle nur erreichen, wenn wir mit Taten kämpfen. Brüder und
Schwestern, Arbeiter und Arbeiterinnen, wie gedenken Sie zu kämpfen?
Schreiben Sie es uns in Briefen und schicken Sie es an alle Caracoles, damit
wir es wissen und auch mit Ihnen kämpfen können, damit wir die ungerechte
Situation, in der wir leben, Arbeiter in den Städten, Landarbeiter und
Angestellte, verändern können. Wir denken,
dass es an der Zeit ist, uns in einem einzigen Kampf zu vereinen und von
jetzt an alle Formen des Kampfes miteinander zu kombinieren, damit wir so
alle gemeinsam, Männer, Frauen, Arbeiter, Campesinos, mehr Kraft haben, denn
die gleiche Situation verlangt die Einheit aller Arbeiter und Campesinos, um
diese ungerechte Situation verändern zu können, die wir erleben. Denn die
Neoliberalisten stehen vereint, um noch mehr ausbeuten zu können, Mexikaner
und die ganze Welt. Die Neoliberalisten stehen immer vereint, aber wir
Arbeiter auf dem Feld und in der Stadt sind oft gespalten, das ist der
Vorteil der Ausbeuter. Deshalb bitten
wir Sie, Brüder und Schwestern, unsere Kräfte und unsere Arme zu vereinen, um
die Einheit zu finden, um nach Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit für
alle zu streben. Brüder und
Schwestern Arbeiter und Arbeiterinnen, lassen Sie sich nicht betrügen: der
Wandel, von dem die Regierung spricht, ist nichts anderes als die gleiche
traurige Lage. So wurden schon Ihre Großeltern betrogen, deshalb ist es
ungerecht und schlecht, wenn Sie sich betrügen lassen. Brüder und
Schwestern Fabrikarbeiter und -arbeiterinnen, kommt und lasst uns gemeinsam
kämpfen. Wir Arbeiter sind es, die bestimmen müssen. Wenn Sie jetzt nicht
kämpfen, was gedenken Sie ihren Kindern zu hinterlassen? Denn wenn wir
weiterhin in einer so ungerechten Situation leben, werden unsere Kinder und
unsere Enkelkinder ein noch ungerechteres Leben führen müssen als wir jetzt.
Deshalb müssen wir uns überlegen, wie wir kämpfen können, um das Wohl aller
zu erreichen und das Wohl unserer mexikanischen Heimat. Wir Zapatistas
kämpfen für alle Armen in Mexiko, wir werden getötet und sterben für eine
gute ärztliche Versorgung, Ernährung, Land, Arbeit, Schulbildung,
Gerechtigkeit, Freiheit, Demokratie, Unabhängigkeit, Gleichheit für alle und
für die Frauen, Kommunikation und Information und Frieden. Brüder und
Schwestern Arbeiter und Arbeiterinnen, wer, glauben Sie, wird wohl kommen, um
für uns zu kämpfen? Wir können auf nichts hoffen, weder auf die
Regierungsbeamten, noch auf die Regierung. Sie denken nicht an uns, um unsere
Situation zu ändern. Die Lage wird sich nicht ändern, bis wir Arbeiter und
Campesinos uns zum Kampf vereinen und die ungerechte Situation, in der wir
leben, ändern können. Oder glauben Sie, dass die Reichen eines Tages darauf
verzichten werden, uns auszubeuten? Niemals! Wir machen uns
darüber keine Hoffnungen, die Reichen und Mächtigen denken nur daran, wie sie
uns immer besser ausbeuten können, wie sie unsere Arbeitskraft immer mehr
ausbeuten können. Für uns Arbeiter wird es wegen der Ungerechtigkeit keine
Ruhe geben und somit auch kein Frieden. Denn wenn wir weiterhin in
Ungerechtigkeit und Ausbeutung leben, wird es keine Ruhe für die Familien der
Arbeiter und ihre Kinder geben. Nicht solange wir in einer ungerechten Lage
leben. Der Frieden, den es in Mexiko geben soll, ist ein Betrug, denn es gibt
nicht viel Frieden, wenn es wegen dieser Schlechtigkeit so viele
Eingesperrte, Gefolterte, Verschwundene, Ermordete, Witwen und Waisen gibt.
Das ist kein Frieden, auch wenn die Mächtigen, die staatlichen und
Bundesregierungen sagen, dass es Frieden gäbe, gibt es keinen Frieden, weil
es viele Eingesperrte, Gefolterte, Verschwundene, Ermordete, Witwen und
Waisen wegen dieser Schlechtigkeit gibt, darüber sind wir uns alle einig. Was
bleibt dann zu tun? Wer glaubt noch, was die herausgeputzten Anführer sagen?
Auch wenn sie uns erzählen, dass sie die Interessen des Volkes verfolgen,
oder die Interessen der Arbeiter, ist das nicht wahr, denn sie sind Personen,
die von den Mächtigen gekauft wurden, die uns, ihre eigenen Brüder, nur
betrügen wollen, um Geld für ihre eigenen Interessen zu bekommen. Aber wir
glauben an nichts, was diese Anführer sagen; für uns gibt es Repräsentanten,
die das Volk, das Denken oder das Abkommen des Volkes vertreten. Keine Manipulatoren
oder Verräter und Korrupte, die sich verkaufen, um das Dorf zu vernichten.
Denn ein Verräter wird immer von den Mächtigen gekauft oder von den
staatlichen und Bundesregierungen, deshalb können wir es nicht zulassen, dass
sie uns betrügen. Brüder und
Schwestern: Für den
Augenblick dieses Gespräches mit Ihnen ist dies erstmal alles. Wir müssen die
Einigkeit unter allen suchen, und dies ist die Stunde des „Ya Basta!“ gegen das Leiden, das wir seit
Jahrhunderten erleben. Schreitet voran, und wir werden alle gemeinsam folgen. Aus den Bergen
des mexikanischen Südostens, für das Geheime
Revolutionäre Indigene Komitee - Generalkommando der EZLN zum 20.
Jahrestag. Vielen Dank! ____________________ Übersetzung:
Dana -> Startseite Gruppe
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